April 2011: Stellungnahme und medizinische Bewertung des sogenannten "Psychophonie – Verfahrens" zur Behandlung einer Migräne
Bei der sogenannten Psychophonie handelte es sich um ein Verfahren, in dem mittels EEG gewonnenen biologischen Daten per Computer eine Übersetzung dieser Daten in Töne erfolgt. Diese Tönen wiederum sollen Erkrankungen positiv beeinflussen. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) veröffentlicht regelmäßig in der einschlägigen medizinischen Fachliteratur und im Internet aktuelle Therapieleitlinien zur Behandlung von Kopfschmerzen und auch zur Migränetherapie und zur Migräneprophylaxe. Dieser Veröffentlichung ist explizit zu entnehmen, dass die Psychophonie als unwirksames Verfahren zur Behandlung der Migräne angesehen wird, und zwar sowohl in der Attackenkopierung als auch in der Migräneprophylaxe. Das in der Patientenaufklärung der Psychophonie dargestellte therapeutische Vorgehen ist mit den heutigen modernen pathophysiologischen Vorstellungen zur Migräne, die ebenfalls in der DMKG Veröffentlichungen dargestellt sind, nicht in Einklang zu bringen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Psychophonie wissenschaftlich nicht abgesichert ist, und insbesondere Veröffentlichungen in anerkannten Publikationsorganen zur Wirksamkeit fehlen. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft und auch die International Headache Society (IHS) haben klare Richtlinien hinsichtlich des Nachweises der Wirksamkeit eines gleich wie gearteten therapeutischen Verfahrens publiziert. Zur Psychophonie liegen diese Daten nicht vor.
Die Tatsache, dass per Internet oder Werbung in der Laienpresse von guten therapeutischen Ergebnissen gesprochen wird, ersetzt in keinem Fall die Anforderung an den Nachweis wissenschaftlich abgesicherter Effekte. Bislang ist auch in einer aktuell durchgeführten Datenbankanalyse eine valide Publikation von Ergebnissen zur Psychophonie bis heute nicht erfolgt. Die valide Überprüfung von Therapieergebnissen jeglicher therapeutischer Verfahren setzt entweder eine Placebokontrolle oder den Vergleich mit einer anerkannten nichtmedikamentösen Therapie voraus. Beides ist bislang zur Psychophonie nicht erfolgt.
Zusammenfassend sieht die Fachgesellschaft (DMKG) keinen Beleg dafür, dass die Psychophonie ein sinnvolles Verfahren zur Behandlung der Migräne darstellt. Hinsichtlich anerkannter nichtmedikamentöser Verfahren (siehe Therapieempfehlungen der DMKG) ist es auch nicht zulässig im Analogschluss davon auszugehen, dass die Psychophonie mit einem Entspannungsverfahren gleichzusetzen ist. Die relativ hohen Kosten dieses Verfahrens führen im Gegenteil dazu, dass anerkannte medikamentöse oder nichtmedikamentöse Therapieverfahren nicht zur Anwendung kommen.
Von Arne May