Migräne

Migräne gehört zu den häufigsten Kopfschmerzerkrankungen in Deutschland. Insgesamt leiden ca. 10-15% der Bevölkerung an Migräne. Die Migräne kann schon in der Kindheit auftreten. Die Attacken sind im Kindesalter oft etwas weniger charakteristisch und kürzer als im Erwachsenenalter. Hier können Bauchschmerzen und Übelkeit, aber auch Schwindel in den Vordergrund treten. Vor der Pubertät sind Buben und Mädchen etwa gleich häufig betroffen. Nach der Pubertät sind Frauen bis zu dreimal häufiger betroffen. Am häufigsten manifestiert sich die Migräne zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Bei vielen Betroffen zeigt die Migräne im Laufe des Lebens deutliche Schwankungen mit besseren und schlechteren Zeiten. Am deutlichsten sind die Beschwerden meist zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr ausgeprägt. Im höheren Alter wird die Migräne oft leichter und tritt auch seltener auf. Bei manchen Patienten bleibt die Migräne sogar ganz aus. Sieht man von seltenen Ausnahmen ab, so verläuft die Migräne meist episodisch mit wiederholten Attacken, die vielleicht mehrfach im Monat, aber meist nicht mehrfach in der Woche auftreten.

Sehr selten kommt aber auch eine chronische Verlaufsform vor, bei der an mindestens 15 Tagen im Monat Kopfschmerzen, mehrheitlich mit typischen Migränecharakteristika auftreten. Für diese Verlaufsform ist entscheidend, dass kein Übergebrauch von Akutmedikation betrieben wird und sich die Migräne auch durch eine Medikamentenpause nicht bessern lässt.

Woran erkennt man eine Migräneattacke?

Migräne zeichnet sich durch wiederkehrende Kopfschmerzattacken aus. Der Kopfschmerz ist häufig, aber nicht obligat einseitig lokalisiert. Der Schmerzcharakter ist dumpf und drückend und wird insbesondere bei körperlicher Belastung meist stechend, pochend oder pulsierend. Die Intensität ist in aller Regel so hoch, dass sie zu einer relevanten Beeinträchtigung im Alltag führt. Beim Erwachsenen halten Migräne Attacken unbehandelt wenige Stunden bis maximal 3 Tage an. Länger dauernde Migräne Attacken sind selten. Typisch für die Migräne sind folgende Begleitsymptome: Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Geräusch– und Geruchs– Überempfindlichkeit. Typischerweise haben Migränepatienten in der Attacke ein erhöhtes Ruhebedürfnis. Sie sind blass und zeigen eine deutliche Rückzugstendenz. Schlaf lindert den Schmerz bei vielen Patienten.

Was ist eine Migräneaura?

Bei ca. 15-25% der Migränepatienten besteht meist vor Eintritt der Kopfschmerzen eine Aura. Sie ist durch neurologische Symptome vor allem Sehstörungen mit Flimmersehen, Gesichtsfelddefekten, Gefühlsstörungen auf einer Körperseite oder eine Sprachstörung gekennzeichnet. Typischerweise entwickeln sich diese Symptome langsam über Minuten und bilden sich binnen einer Stunde wieder zurück. Eine Aura muß aber nicht vor jeder Attacke vorhanden sein.

Was ist die Ursache der Migräne?

Die Migräne ist eine Erkrankung des Gehirns. Es kommt zu einer Aktivierung schmerzverarbeitender Zentren und zur Ausschüttung von schmerzvermittelnden Botenstoffen (Neurotransmittern). Die Botenstoffe führen dazu, dass es an den Blutgefäßen der Hirnhäute zu einer sterilen Entzündungsreaktion kommt. Die Pulsationen in den Blutgefäßen führen zu einer Dehnung der entzündeten Gefäßwand, das auch den typisch pulsierenden Schmerzcharakter der Migräne erklärt. Nach dem aktuellen Wissensstand besteht für die Migräne eine genetische Veranlagung. Dies bedeutet, dass das Gehirn des betroffenen Migränepatienten auf bestimmte Auslösefaktoren oder Überlastungen mit einer Migräneattacke reagieren kann. Etwa zwei Drittel der Patienten haben weitere Betroffene Angehörige.

Wie wird Migräne behandelt?

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der Therapie der Attacke selbst und den vorbeugenden Maßnahmen. Es gibt sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Behandlungsverfahren. In der Attacke werden in der Regel gängige Schmerzmittel wie z. B. Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen in Kombination mit Medikamenten gegen die begleitende Übelkeit eingesetzt. Darüber hinaus gibt es aber auch migränespezifische Substanzen, die sog. Triptane. Die meisten Triptane sind verschreibungspflichtig, d.h. sie können nur nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden. Alle Medikamente wirken am besten, wenn sie frühzeitig d.h. zu Beginn der Migräne Attacke eingenommen werden. In der Auraphase helfen die Medikamente oft nicht. Triptane sollten in der Auraphase grundsätzlich nicht eingenommen werden. Damit die Medikamente ihre optimale Wirkung entfalten können, sollten sich die Patienten zurückziehen und hinlegen.

Nachteil aller Schmerzmittel ist, dass sie immer dann, wenn sie über längere Zeit zu häufig eingenommen werden, zu einer Verschlechterung und Chronifizierung der Migräne führen können. Deswegen dürfen normale Schmerzmittel nicht häufiger als an 10-15 Tagen im Monat genommen werden.

Migräne spezifische Medikamente sollten höchstens an 8 bis maximal 10 Tagen im Monat genommen werden. Treten Migräne Attacken mehr als 3 oder 4 mal pro Monat auf oder halten die Attacken regelhaft sehr lange an und sprechen nicht gut auf die Akuttherapie an, sollte eine medikamentöse vorbeugende Behandlung (Prophylaxe) durchgeführt werden. Durch die tägliche Einnahme vorbeugender Migräne Medikamente kann die Häufigkeit und Intensität der Migräne Attacken reduziert werden. Nur so kann man erreichen, dass Patienten mit schweren und häufigen Migräne Attacken nicht zu häufig Schmerzmittel einnehmen müssen. Zum Einsatz kommen Medikamente, die sonst zur Behandlung von Bluthochdruck oder Epilepsie eingesetzt werden. Auch Nahrungsergänzungsmittel und Magnesium können bei einzelnen Patienten eine gute Wirkung zeigen. Es ist wichtig zu wissen, dass die Wirksamkeit einer prophylaktischen Behandlung frühestens nach 4-6 Wochen abgeschätzt werden kann. Wird eine Reduktion der Migräne Attacken um etwa die Hälfte erzielt, gilt eine Prophylaxe als wirkungsvoll. Völlige Schmerzfreiheit wird auch durch eine Prophylaxe meist nicht erzielt. Eine wirkungsvolle Prophylaxe sollte zunächst für mindestens 6-9 Monate beibehalten werden. Danach ist ein Absetzversuch sinnvoll.

Welche nichtmedikamentösen Behandlungsverfahren stehen zur Verfügung?

Eine wichtige Rolle in der Beeinflussung der Migräneintensität und Häufigkeit spielen die nichtmedikamentösen Verfahren. Studien konnten eine positive Beeinflussung auf die Migräne durch z. B. regelmäßigen Ausdauersport und Muskelentspannungsverfahren nachweisen, auch Biofeedback ist wirksam. Viele Patienten kennen bestimmte Auslösefaktoren für ihre Migräne Attacken wie zum Beispiel Schlafentzug, das Auslassen von Mahlzeiten, unzureichende Flüssigkeitszufuhr oder Stress. Hier kann meist auch durch Änderungen des persönlichen Verhaltens und durch Stress abbauende verhaltenstherapeutische Maßnahmen ein sehr günstiger Einfluss auf die Zahl der Migräne Attacken ausgeübt werden.

 

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